Lärm macht krank
Die gesundheitlichen Auswirkungen von Lärm
Dass Lärm nicht nur das Problem einiger sensibler Menschen, sondern schon sehr lange ein gesamtgesellschaftlicher Stressfaktor ist, deutet die Erfolgsstory von Ohropax an: 1907 vom Berliner Apotheker Max Negwer erfunden, wurden die Ohrstöpsel bald weltweit vertrieben und werden es bis heute.
Seit der Erfindung der Wachskügelchen hat der Lärm auf Straßen und Schienen, in der Nachbarschaft und im Luftraum enorm zugenommen – und er tut es noch. Dazu kommen neue Ruhestörer wie Drohnen oder ungedämmte Wärmepumpen. Dabei ist es vielerorts längst gefährlich laut
Was ist laut?
Um darstellen zu können, wie laut Menschen einen Schall wahrnehmen, bedient man sich der Dezibel-Skala und macht Angaben in Dezibel (dB). Dazu sollten Sie wissen: Die Verdoppelung des Dezibel-Werts bedeutet keineswegs die Verdoppelung der Lautstärke! Eine Unterhaltung (60 dB) ist also nicht doppelt so laut wie etwa Blätterrascheln (30 dB), sondern doppelt so laut wie Vogelgezwitscher (50 dB). Jede Steigerung um 10 Dezibel empfinden wir als Verdoppelung der Lautstärke.
Kritisch für unsere Ohren wird es ab 80 Dezibel. Bei höheren Schallpegeln riskiert man auf Dauer einen Hörschaden – zum Beispiel durch einen lärmenden Laubbläser oder starken Straßenverkehr (90 dB). Das Risiko steigt enorm in der Disko, noch mehr auf dem Rockkonzert (120 dB). Ob das Gehör Schaden nimmt, hängt auch davon ab, wie lange es lautstarkem Schall ausgesetzt ist. Nach einer Dauerbeschallung können sich Zilien, das sind feine Härchen im Innenohr, nicht mehr regenerieren. Jenseits der Schmerzgrenze, die bei 130 Dezibel liegt, riskiert man den irreversiblen Verlust des Hörvermögens.
Risiko für Körper und Seele
Lärmbelastungen strapazieren nicht nur das Gehör, sondern den gesamten Organismus. Und sie mindern die Lebensqualität. Welche Art von Lärm setzt uns besonders zu? Eine Studie der Deutschen Krankenversicherung (DKV) zu diesem Thema ergab: Am Arbeitsplatz stören 1. Maschinenlärm, 2. Kollegen und 3. Baustellenlärm am meisten; im privaten Umfeld sind es Straßen-, Nachbarschafts- und Kinderlärm (Quelle: DKV-Report 2018).
Eine Dauerbelastung durch Lärm kann unter anderem folgende Auswirkungen haben:
■ Tinnitus, Hörschäden, Hörverlust
■ Stress und Nervosität, Migräne
■ Konzentrations- und Schlafstörungen
■ kognitive Entwicklungsstörungen bei Kindern
■ Herz- und Kreislauferkrankungen
■ Angststörungen und Depressionen
Ohren zu und durch?
Nicht nur auf laute Geräusche reagiert der Organismus. Schon geringe Schallpegel ab 25 Dezibel (das entspricht leisem Flüstern) können die Konzentration oder den Schlaf beeinträchtigen – und einem gehörig auf die Nerven gehen. Was tun, wenn Nachbars Radiomusik dezent durch die Wand dringt, eine Wärmepumpe im Garten brummt oder
auch nur der Kühlschrank leise summt, während man selbst dringend arbeiten oder schlafen will? „Augen zu und durch“ – das mag manchmal eine bewährte Taktik sein. „Ohren zu und durch“ funktioniert leider nicht; das Gehör ist ständig auf Empfang. Und Lärm stört nicht nur, wenn man ihn bewusst wahrnimmt, er schadet auch im Schlaf.
Stress im Schlaf
Schon unerwartete leisere Geräusche können Schlafende in eine Art Alarmbereitschaft versetzen. Die körperlichen Reaktionen auf ein geräuschvolle Schlafumgebung sind deutlich messbar: Der Hormonhaushalt verändert sich, Blutdruck und Herzfrequenz steigen.
Wer in einer Umgebung wohnt, wo auch in der Nacht keine Ruhe einkehrt, kann weder erholt aufwachen noch tagsüber voll leistungsfähig sein. Für Menschen, die nachts einen mittleren Schallpegel von 55 Dezibel oder mehr vor dem Schlafzimmerfenster erdulden, besteht ein erhöhtes Risiko, wegen Bluthochdrucks in ärztlicher Behandlung zu sein. Ihr Risiko ist fast doppelt so hoch wie das für Bewohner ruhigerer Gegenden mit einem Pegel unter 50 Dezibel (Quelle: Umweltbundesamt). Mediziner der Universität Mainz wiesen nach, dass Menschen, die im Schlaf Fluglärm ausgesetzt sind, steifere Blutgefäße haben. Mögliche Folgen sind Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlafanfall.
Fazit: Lärm ist ein Krankmacher, den wir schleunigst reduzieren sollten; am besten gleich in den eigen vier Wänden. Die einfachsten Maßnahmen sind:
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Gerold Wittstock
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