Atem in Not
Die Folgen von schadstoffbelasteter Raumluft
„Im Atemholen sind zweierlei Gnaden: Die Luft einziehen, sich ihrer entladen.“ So dichtete Goethe. Wenig gnädig ist das, was wir mit der Luft noch so inhalieren: Pollen, Staub, Lösemittel, Aerosole und diverse schädliche Partikeln. Leider können wir nicht alle einfach wieder ausatmen. Wie befreit sich die Lunge von Fremdstoffen? Die Bronchialschleimhaut fängt sie ab und schafft sie samt Schleim zurück in den Rachen, wo beides verschluckt wird. Eine weitere Schutzfunktion ist das Husten, das ebenfalls Eindringlinge aus den Atemwegen räumt. Leider bleibt es nicht immer bei gelegentlichen Niesattacken oder Hustenanfällen. Atmungsbeschwerden können chronisch werden und sich verschlimmern bis hin zur lebensbedrohlichen Atemnot.
Die beiden häufigsten chronischen Atemwegserkrankungen sind Asthma und COPD (chronic obstructive pulmonary disease), ein weniger bekanntes chronisches, fortschreitendes Lungenleiden. Die Verengung der Atemwege ist bei COPD – im Unterschied zu Asthma – irreversibel. Besonders Rauchen erhöht das Risiko, an COPD zu erkranken.
WIRTSCHAFTSFAKTOR ASTHMA UND COPD
STRESS FÜR DIE ATEMWEGE
Ein sensibles Immunsystem antwortet auf Reize aus der Luft (z. B. Schimmelsporen, Tierhaare, Exkremente von Hausstaubmilben, Pollen) mit einer überschießenden Reaktion – sehr häufig mit allergischem Schnupfen. Mehr als andere Risikofaktoren begünstigen Allergien auch die Entwicklung von Asthma, an dem in Deutschland ca. 10 Prozent der Kinder und 5 Prozent der Erwachsenen leiden.[1]
Laut dem Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) nehmen Erkrankungen der Atemwege zu. Als Hauptverursacher nennt der DAAB Schimmelpilze, aber auch VOC (Flüchtige Organische Verbindungen).
[1] Quelle: Lungeninformationsdienst des Helmholtz Zentrum München in Kooperation mit dem Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL)
AUSLÖSER VON ASTHMA
Nicht nur Allergene – auch andere eingeatmete Reizstoffe können also einen Asthmaanfall auslösen oder Asthma verschlimmern: VOC, die z. B. aus Farben, Lacken, neuen Möbeln entweichen, ebenso ätherische Öle und Tabakrauch. Für Raucher wie Passivraucher gilt: Je mehr und länger sie rauchen, desto höher steigt das Risiko an Asthma zu erkranken.
Auch die Abbauprodukte von Phthalaten (vorwiegend als Weichmacher für Kunststoffe verwendet) stehen im Verdacht, das Asthma-Risiko zu erhöhen. Eine Studie mit einer Geburten-Kohorte aus Leipzig ergab: Deutlich mehr Kinder entwickelten Asthma, wenn ihre Mütter einen erhöhten Gehalt des Abbauprodukts Mono-n-butylphthalat (MnBP) im Urin aufwiesen.[1]
Solche chemischen Verbindungen finden sich in Gegenständen, mit denen wir täglich in Berührung kommen:
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in Spielzeug,
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Kosmetika,
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Bodenbelägen,
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Tapeten,
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Verpackungsmaterial
Die exakten Ursachen für die Entstehung des Asthmas sind noch nicht geklärt. Laut Allergieinformationsdienst des Helmholtz Zentrums München gehen Mediziner derzeit davon aus, dass die Krankheit aus einem komplexen Zusammenspiel zwischen Genen und Umwelt resultiert.
MIX MIT NOCH UNBEKANNTER WIRKUNG
Einzelne Substanzen aus der Raumluft lassen sich kaum als alleinige Verursacher einer Atemwegserkrankung ausmachen.
Zu den Verdächtigen zählen:
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mangelndes Training des kindlichen Immunsystems,
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Nahrungsmittel
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Außenluft-Schadstoffe wie Autoabgase.
Fatalerweise sind wir im Alltag quasi von einem Cocktail aus chemischen Stoffen umgeben. „Für viele Umweltchemikalien sind die gesundheitlichen Auswirkungen, die mit einer lebenslangen Exposition einhergehen, unbekannt. Zudem ist das Wissen über gesundheitliche Auswirkungen von Chemikalienmixturen begrenzt,“ gibt das Umweltbundesamt zu bedenken.[1]
[1] Das UBA koordiniert seit 2017 das Projekt „European Human Biomonitoring Initiative“ (HBM4EU). Ziel des von der EU-Kommission geförderten Projekts: Daten zusammenführen und gemeinsame Studien durchführen, um die Faktengrundlage für die Umwelt- und Chemikalienpolitik der Union zu verbessern.