Das nachhaltige Lexikon
Von Abbaubarkeit zu Zukunftsfähigkeit
Zum Thema Nachhaltigkeit liest und hört man derzeit viel. Doch was versteht man unter Abkürzungen wie ESG und EPD? Welche Konzepte sollten Sie kennen?
Als Einstieg in das Thema Nachhaltigkeit erklären wir Ihnen alle wichtigen Fachbegriffe in knapper und verständlicher Weise. Zu vielen Erklärungen finden Sie zusätzlich vertiefende Hintergrundinformationen. Die Fachbegriffe sind alphabetisch aufgelistet.
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Grundsätzlich wird bei Materialien wie Kunststoffen zwischen zwei Arten von Abbaubarkeit unterschieden:
Biobasierte Stoffe bestehen teilweise aus Biomasse. Trotz der Bezeichnung "Bio-" unterscheiden sich biobasierte Kunststoffe laut Umwelt Bundesamt in Bezug auf Umweltauswirkungen im Vergleich zu klassischen Kunststoffen kaum.
Biologisch abbaubare Stoffe zersetzen sich bei bestimmten Voraussetzungen durch biologische Aktivität. Als biologisch abbaubar gilt ein Produkt wenn bei der Zersetzung in seine elementaren Bestandteile keine schädlichen Nebenprodukte entstehen.
Das Cradle to Cradle Konzept der Produktzirkularität besteht aus zwei interagierenden Kreisläufen - dem technischen Kreislauf (Technosphäre) und dem biologische Kreislauf (Biosphäre).
Die Biosphäre beschreibt die Gesamtheit aller Lebensräume von Organismen auf der Erde. Im biologischen Kreislauf dürfen nur Materialien zirkulieren, welche biologisch abbaubar sind. Nicht abbaubare Produkte dürfen nur in der Technosphäre zirkulieren. Produkte im biologischen Kreislauf müssen trennbar konzipiert werden, sodass ein Wiedergebrauch in der Technosphäre möglich ist.
Mehr zu diesem Thema finden Sie hier.
Die DIN EN 16575 definiert Biomasse als "Material biologischen Ursprungs mit Ausnahme von in geologischen Formationen eingebetteten und / oder zu fossilem Material umgeformten Material". Biomasse bezeichnet die organische Substanz, welche durch Pflanzen und Tiere erzeugt wird. Beim Aufbau von Biomasse wandeln Pflanzen durch Aufnahme von Sonnenlicht CO2 und Wasser in Kohlenhydrate um.
Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) ist ein Förderprogramm des Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle und unterstützt bei der Sanierung von Gebäuden, welche dauerhaft Energiekosten einsparen und damit die Umwelt schützen.
CO2-Bilanzierung bezieht sich auf die systematische Erfassung und Bewertung der CO2-Emissionen, die durch die Aktivitäten eines Unternehmens (oder einer Einzelperson) entstehen. Ziel der CO2-Bilanzierung ist es, die gesamten CO2-Emissionen über einen bestimmten Zeitraum zu quantifizieren und zu analysieren, um ein Verständnis dafür zu erhalten, welche Faktoren dazu beitragen und wie diese reduziert werden können.
Die CO2-Bilanzierung beinhaltet typischerweise die Erfassung von direkten Emissionen, die durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen wie Gas, Öl oder Kohle entstehen, sowie von indirekten Emissionen, die durch die Herstellung von Produkten und Dienstleistungen sowie durch die Nutzung von Energie von Dritten entstehen.
CO2-neutral bedeutet, dass bilanziell keine Treibhausgasemissionen bei einem Prozess, Produkt oder Betrieb freigesetzt werden. Bei der Bilanz werden sowohl die Treibhausgas Emittenten als auch die Treibhausgas Senken durch Kompensation oder Sequestrierung berücksichtigt. Die Treibhausgasbilanz basiert idealerweise auf den Standards des Greenhouse Gas Protocols und berücksichtigt alle drei Scopes. CO2-negativ und CO2-positiv bedeutet entsprechend, dass entweder bilanziell mehr Treibhausgase gebunden werden als freigesetzt werden oder umgekehrt.
Cradle to Cradle kann als "von Wiege zur Wiege" übersetzt werden. Das Cradle to Cradle Prinzip verfolgt den Ansatz einer vollständig geschlossenen Kreislaufwirtschaft, durch die Klima- und Ressourcenprobleme ganzheitlich und langfristig gelöst werden können. Cradle to Cradle Produkte basieren auf dem Gedanken, dass Rohstoffe in mehreren Kreisläufen Verwendung finden und auch demnach konzipiert werden.
Einen tiefergehenden Artikel zu Cradle to Cradle können Sie hier finden
Cradle to Grave kann als "von Wiege zur Bahre" übersetzt werden und ist das Gegenteil von Cradle to Cradle. Es bezeichnet die linear ausgelegten Produktzyklen, welche aus einem linearen Wirtschaftssystem resultieren. Endliche Ressourcen gehen somit zur Neige, mehr Abfall wird produziert und Schadstoffe gelangen einfacher in die Natur.
Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) ist ein Instrument zur freiwilligen Nachhaltigkeitsberichterstattung für Unternehmen und Organisationen in Deutschland. Sein Ziel ist es eine einheitliche und vergleichbare Berichterstattung über Nachhaltigkeitsthemen zu fördern. Die insgesamt 20 Kriterien des DNK bestehen aus den Bereichen Ökologie, Soziales und Ökonomie. Der DNK soll Unternehmen dabei helfen, ihre Nachhaltigkeitsleistungen zu verbessern und ihre Transparenz und Glaubwürdigkeit gegenüber internen und externen Stakeholdern zu erhöhen.
Downcycling ist eine Art von Recycling, bei dem das ursprüngliche Material nicht in seiner ursprünglichen Form oder Qualität wiederverwendet wird, sondern in ein qualitativ schlechteres Endprodukt. Ein Beispiel für Downcycling ist die Umwandlung von Altpapier in Pappe.
Downcycling kann helfen, die Umweltbelastung durch Abfall zu reduzieren, jedoch führt es nicht zur vollständigen Nutzung der Ressourcen und kann den Ressourcenverbrauch im Vergleich zur Wiederverwendung von Materialien erhöhen, da die Umwandlung mit hohen Energiekosten zusammenhängt.
Enkeltauglichkeit ist im Grunde ein anderer Begriff für Nachhaltigkeit mit einem semantischen Fokus auf die Berücksichtigung der Lebensqualität von zukünftige Generationen. Enkeltaugliches Handeln stellt sicher, dass man zukünftigen Generationen eine lebeswerte Welt hinterlässt.
EPD steht für Environmental Product Declaration ("Umwelt-Produktdeklaration") und bezieht sich auf eine Art von Umweltdatenblatt, das Informationen über die Umweltauswirkungen eines Produkts enthält. EPDs erfassen Informationen über die Auswirkungen eines Produkts auf die Umwelt während seines gesamten Lebenszyklus, von der Herstellung über die Nutzung bis hin zur Entsorgung. Sie können von Herstellern oder Lieferanten erstellt werden und beinhalten Informationen über die Verwendung von Energie, Wasser, Treibhausgasemissionen und anderen Umweltauswirkungen. EPDs dienen dazu, Kunden und anderen Interessengruppen wie Regulierungsbehörden und Umweltorganisationen Transparenz über die Umweltauswirkungen von Produkten zu bieten.
ESG steht für "Environmental, Social and Governance" und bezieht sich auf drei Bereiche von Zielen, die einen umfassenden Ansatz zur Bewertung der nachhaltigen Performance von Unternehmen und Investitionsentscheidungen bilden. Diese Ziele umfassen:
Umweltziele (Environmental) beschreiben die Umweltauswirkungen eines Unternehmens, einschließlich der Verwendung von Energie und Ressourcen, der Emission von Treibhausgasen, der Verwaltung von Abfällen und dem Schutz von Ökosystemen.
Sozialziele (Social) beziehen sich auf die sozialen Auswirkungen eines Unternehmens, einschließlich der Behandlung von Mitarbeitern, Achtung der Menschenrechte entlang der Lieferketten und der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft.
Governance-Ziele (Governance) bezeichnen die Art und Weise, wie ein Unternehmen geführt wird. Hier liegt ein Fokus auf Transparenz, Verantwortung und ethischem Verhalten.
Die EU-Taxonomie ist ein Rahmenwerk, das von der Europäischen Union entwickelt wurde, um nachhaltige Investitionsmöglichkeiten zu identifizieren, klassifizieren, mit dem Ziel diese letztendlich vermehrt zu fördern. Durch die EU-Taxonomie sollen private Investitionen in Tätigkeiten gelenkt werden, die notwendig sind, um die im EU Green Deal angestrebte Klimaneutralität zu erreichen. Maßnahmen wie ein Nachhaltigkeitsbericht für Unternehmen sollen zu mehr Transparenz führen. Als nachhaltiges Wirtschaften werden Tätigkeiten beschrieben, welche eines oder mehrere Umweltziele verfolgen, sowie keine Umweltziele beeinträchtigen.
Der EU Green Deal ist ein politisches Programm der Europäischen Union, das sich zum Ziel gesetzt hat, Europas Wirtschaft bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu machen. Genauer bedeutet dies , dass die Treibhausgasemissionen auf Null reduziert werden sollen und der CO2-Ausstoß durch erneuerbare Energien und andere Maßnahmen ausgeglichen werden soll. Der Green Deal verfolgt neben ökologischen Zielen, wie die Umweltbelastung zu reduzieren, gleichzeitig soziale Ziele, die darauf abzielen die Lebensqualität der Bürger zu verbessern.
Aus dieser Zielsetzung leiten sich viele weitere relevante Gesetze ab, wie das Lieferkettengesetz und die EU Taxonomie.
GRI steht für Global Reporting Initiative und ist eine international anerkannte Non-Profit-Organisation, die im Jahr 1997 gegründet wurde. Die GRI hat das Ziel, Unternehmen und Organisationen bei der Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten zu unterstützen und dabei eine weltweit einheitliche Berichterstattung zu fördern.
Die GRI-Richtlinien umfassen eine umfassende und standardisierte Methode zur Erfassung und Berichterstattung von Nachhaltigkeitsdaten, welche ökonomische und ökologische Fragen, sowie soziale und governancebezogene Themen beinhalten.
Durch die Verwendung der GRI-Richtlinien können Unternehmen und Organisationen einen umfassenden Nachhaltigkeitsbericht erstellen, der transparente Informationen über ihre Aktivitäten, Auswirkungen und Ergebnisse im Hinblick auf Nachhaltigkeit bietet.
Die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) ist eine deutsche Förderbank, welche verschiedene Förderprogramme unteranderem für Neubau und Sanierung anbietet. Um den Kredit zu erhalten müssen verschiedene Kriterien wie z.B. Energieeffizienz oder Nachhaltigkeit eingehalten werden.
Beantragen können diese Kredite private wie öffentliche Bauherren, Immobilienkäufer und Investoren.
Kreislauffähiges Bauen basiert auf der Denkschule des Cradle to Cradle Prinzips und geht sogar darüber hinaus. Während Cradle to Cradle eine reine Produktzertifizierung ist, geht kreislauffähiges Bauen einen Schritt weiter und betrachtet die Fügetechniken der verwendeten Produkte und berücksichtigt ebenfalls die Betriebsphase des Gebäudes. Folglich wird das Gebäude und das zugehörige Grundstück ganzheitlich nach der Kreislauffähigkeit betrachtet.
Eine konsequente Kreislaufwirtschaft verursacht keinerlei Abfälle, sondern einzige Wertstoffe. Alle wirtschaftlichen Prozesse sind nach dieser Denkschule ausgerichtet. Dies ist auch branchenübergreifend notwendig.
Als Teil des Europäischen Green Deals [Verlinkung TA] ist es seit Anfang 2023 Pflicht für große Unternehmen sowie bestimmte KMUs einen Nachhaltigkeitsreport zu veröffentlichen. Der Report soll mehr Transparenz schaffen welche Risiken und Chancen aus sozialen und umweltlichen Sachverhalten resultieren und welche Auswirkungen die Tätigkeiten der Unternehmen auf Mensch und Umwelt haben.
Investoren und Stakeholder, aber auch Endverbraucher sollen somit einfacheren Zugriff auf wichtige Informationen über die umweltlichen Einflüsse eines Unternehmens bekommen.
Nachhaltigkeits-Klasse (NH-Klasse) ist ein Bonus, welchen Häuser im Zusammenhang mit der BEG-Förderung für Energieeffiziente Häuser erhalten können.
Wichtig: Seit 21. April 2022 werden über die Bundesförderung Effiziente Gebäude (BEG) nur noch Neubauten gefördert, welche dem Effizienzhaus-Standard EH40 entsprechen und eine Nachhaltigkeitsklasse erreichen.
Die Ökologie untersucht, wie Pflanzen, Tiere und Menschen mit der Umwelt zusammenhängen und in welchen Teilen sie sich kreuzen. Ökologie will im Optimalfall einen Ausgleich zwischen den Lebewesen und ihrer Umwelt bezwecken. Wird etwas also als ,,ökologisch" bezeichnet, kommt es der Umwelt und Natur zugute.
ABER: Ökologisch bedeutet nicht automatisch gesund!
Bei Gesundheit geht es um das Wohlbefinden eines Lebewesens. Ein ökologisch gebautes Haus muss nicht zwangsläufig gesund sein.
QNG ist ein staatliches Gütesiegel, das ein Gebäude und seine Umgebung ganzheitlich als System betrachtet.
Die Kriterien im QNG-Handbuch stellen sicher, dass ein Wohngebäude Anforderungen an den Klimaschutz, die Schonung natürlicher Ressourcen, den Gesundheitsschutz und die Qualität des Planungsprozesses einhält.
Das Siegel wird durch akkreditierte Zertifizierungsstellen wie z.B. die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), BiRN und NaWoh ausgestellt.
Recycling bezieht sich auf den Prozess, bei dem Abfallmaterialien oder Produkte in neue Materialien oder Produkte umgewandelt werden. Man kann Recyling in Upcycling und Downcycling unterteilen, je nach Qualität des resultierenden Produkts im Vergleich zum Ursprungsprodukt.
Sie Upcycling und Downcycling.
Soziale Nachhaltigkeit ist die Betrachtung der sozialen Auswirkungen auf gegenwärtige und zukünftige Generationen, welche aus den Tätigkeiten von Unternehmen und Institutionen resultieren. Zur sozialen Nachhaltigkeit gehören beispielsweise angemessene Arbeitsbedingungen, das Respektieren der Menschenrechte im Unternehmen und entlang der Lieferketten, Inklusion und gesellschaftliche Verantwortung.
Das Cradle to Cradle Konzept der Produktzirkularität besteht aus zwei interagierenden Kreisläufen - dem technischen Kreislauf (Technosphäre) und dem biologische Kreislauf (Biosphäre).
Im technischen Kreislauf (Technosphäre) zirkulieren vorwiegend Materialien aus nicht nachwachsenden Rohstoffen, wie Metalle und Kunststoffe. Durch ihr begrenztes Vorkommen ist es besonders wichtig, dass diese Materialien während des Lebenszyklus wenig bis keinen Qualitätsverlust erleiden. Die einzelnen Produktkomponente müssen hierfür trennbar sein, damit diese dann wiederverwertet werden können.
Mehr zu diesem Thema finden Sie hier.
Die Abkürzung UN SDGs steht für "United Nations Sustainable Development Goals" und definiert einheitliche Maßstäbe und Ziele, die bis 2030 eine weltweite nachhaltige Entwicklung sicherstellen sollen. Diese bestehen aus 17 Oberziele mit definierten Meilensteinen und berücksichtigen ökonomische, ökologische und soziale Aspekte.
Upcycling bezeichnet den Prozess, bei dem Abfallmaterialien oder Produkte in höherwertige Materialien oder Produkte umgewandelt werden. Upcycling hat also im Gegenteil zu Re- bzw. Downcycling das Ziel die Wertigkeit des Materials oder Produkts zu erhöhen. Ein Beispiel für Upcycling ist die Verarbeitung von alten Autoreifen zu Spielplatzgeräten oder Straßenbelag.
Upcycling kann helfen, die Umweltbelastung durch Abfall zu reduzieren und gleichzeitig die Ressourcenverfügbarkeit und die Wertigkeit der Materialien zu erhöhen
Urban Mining ist eine Perspektive im Zusammenhang mit der konsequenten Kreislaufwirtschaft. Dabei wird der umgebende Lebensraum beispielsweise die Natur vor Ort oder das bestehende Gebäude als Rohstoffquelle angesehen. Nach diesem Prinzip werden keinerlei „neue“ Rohstoffe benötigt, sondern ausschließlich bereits vorhandene Rohstoffe werden genutzt.
Mit der Zukunftsfähigkeit wird eine Eigenschaft eines Prozesses oder eines Produktes beschrieben, die besagt, inwieweit zukünftige Generationen mit dem Prozess oder dem Produkt umgehen können. Entstehen beispielsweise bei einem Prozess gefährliche Abfälle, müssen zukünftige Generationen mit Aufwand für die Beseitigung sorgen. In diesem Fall wäre der Prozess nicht zukunftsfähig. Ein wichtiger Baustein dabei der Verbrauch von Ressourcen. Je weniger Ressourcen verbraucht werden, desto zukunftsfähiger ist der Prozess oder das Produkt.