Wie gut ist deine Raumluft? Lass sie untersuchen!
Wie einfach das geht und was es bringt, zeigt unser Beispiel
ARNAUD MUHLKE,
ausgebildeter Baubiologe, geschulter Probenehmer und technischer Projektmanager des Sentinel Haus Instituts.
KARTOFFELHAUS,
in Freiburg das Restaurant, das durchweg auf Gesundheit setzt. Nicht nur beim Kochen - auch beim Einrichten und Lüften.
Um das zu erfahren, gibt die Geschäftsführerin Bettina Heubach-Bachmann eine Raumluftmessung (RLM) in Auftrag, eine stichtagsbezogene Analyse der Raumluft. Arnaud Muhlke, unser Spezialist für Probenahme, rückt mit seinem Equipment an.
Die Faustregel lautet: Ein Raum oder eine Wohnung erfordert eine Messung, ein ganzes Haus verlangt (je nach Größe) mehrere Messungen. In der Regel gilt: Bei über 200 m² kann mehr als eine Messung erforderlich sein.
Der Trend: Vor allem Unternehmen wie Haushersteller und öffentliche Einrichtungen, aber auch immer mehr Privatleute beauftragen eine Raumluftmessung.
Egal ob als reine Vorsichtsmaßnahme, auf einen vagen oder dringenden Verdacht hin – die Messung wird zeigen, ob die Raumluft unsichtbare Schadstoffe wie VOCs und Aldehyde enthält und in welcher Konzentration. Wenn du feststellst, dass du in bestimmten Räumen immer wieder unter Beschwerden leidest, solltest du schleunigst deine Innenluft analysieren lassen.
Luftschadstoffe entweichen z.B. aus Farben, Lacken, Klebern und können Übelkeit, Kopfschmerz, Schlafstörungen, Schleimhautreizungen und weitere Leiden verursachen. (Informiere dich hier !)
Zwischenfrage: Tut’s auch ein Test-Kit, das man einfach online bestellt?
Arnaud Muhlke winkt ab: Nein, solche Gadgets für Laien sind nicht zuverlässig. Seriöse Messungen macht der Spezialist, exakte Analysen finden im Labor statt. Arnaud selbst ist geschulter Probenehmer nach VDI 4300 Blatt 1 und DIN EN ISO 16000-5.
Unser Experte achtet darauf, die Innenluft unter realen Nutzungsbedingungen zu messen. Er misst nicht in selten genutzten, sondern in stark frequentierten Räumen. Im „Kartoffelhaus“ wird das Büro zum „Versuchsobjekt“. Die Möbel und andere Einrichtungsgegenstände bleiben im Raum.
Am Vorabend der Messung lüftet Bettina Heubach-Bachmann das Büro minutenlang quer. Arnaud Muhlke bittet sie dabei, weder frisch geduscht noch mit Deo auf der Haut oder Spray im Haar zu erscheinen, um die Messung nicht zu verfälschen. Danach sind Fenster und Tür bis zur Probenahme für alle geschlossen.
Wichtig ist auch die Raumtemperatur: Sie darf während des Messens nicht unter 18,5 Grad und nicht über 24,5 Grad liegen. Je niedriger die Temperatur, desto weniger Chemikalien strömen aus Bauprodukten und Möbeln – und umgekehrt. Im Hochsommer finden Messungen am besten morgens statt.
Der Messerfolg hängt auch davon ab, ob diese Kriterien beachtet werden. Schließlich wollen wir Schadstoffe aus Bau- und Einrichtungsmaterialien aufspüren und nicht Duftstoffe und Aromen aus kosmetischen Produkten.
4. So läuft die Messung ab
Aus seinem Koffer holt Arnaud Muhlke ein Stativ, eine Pumpe, zwei Probenahme-Medien (zum Nachweis von VOCs und Aldehyde wie z.B. Formaldehyd) und ein Thermometer. Das Stativ klappt er in der Raummitte auf, fixiert daran in ca. 120 cm Höhe die Pumpe, befestigt auf ihr die beiden Röhrchen, stellt das Gerät entsprechend ein und startet die Messung.
Während des ca. 45 Minuten dauernden Vorgangs prüft der Fachmann die Temperatur, die Feuchtigkeit und den Druck der Innenluft. Das ist unerlässlich für jede Raumluftmessung.
Eine Dreiviertelstunde später baut Arnaud Muhlke seine Mess-Station ab, verschließt die beiden Röhrchen luftdicht und schickt sie ins zertifizierte Labor.
Jetzt heißt es warten; nach etwa zwei Wochen schickt das Labor (in diesem Fall das SGS Institut Fresenius) seine Ergebnisse ans SHI: Der mehrseitige Bericht führt alle VOCs und Aldehyde auf, die in den beiden Büroluft-Proben nachgewiesen wurden.
Wie steht’s also mit der Luftqualität im „Kartoffelhaus“? Werden Richtwerte überschritten? Das SHI wertet die Laboranalyse aus (orientiert sich dabei an den Richtwerten des Umweltbundesamts, UBA) und verfasst einen detaillierten Bericht an die Auftraggeberin.
Das Ergebnis stellt nicht zufrieden. Einige Produkte dünsten aus und belasten die Luft im „Kartoffelhaus“-Büro. Kann man sie ohne großen Aufwand entfernen? Leider nein.
7. Die Lösung des Problems
Wie aber wird die Innenluft dauerhaft besser? Der Vorschlag der SHI-Experten überzeugt Bettina Heubach-Bachmann. Die Geschäftsführerin lässt eine dezentrale Lüftungsanlage installieren – und bald darauf eine zweite Raumluftmessung durchführen. Die bestätigt, dass die Entscheidung goldrichtig war:
Tipp des „Kartoffelhaus“-Teams: Nachmachen!
Es ist nur ein kleiner Schritt, die Qualität der Raumluft professionell messen zu lassen, aber ein Schritt mit großer Wirkung!
Seit wir eine Lüftungsanlage haben, können wir uns deutlich besser und länger konzentrieren und fühlen uns in unserem Büro einfach viel wohler.